Dem nicht technisierten Menschen war ein intuitiver Zugang zur Natur viel selbstverständlicher als es heute der Fall ist. Im Grunde genommen waren in  vorindustrieller Zeit die meisten Menschen "Bauer", heißt, jemand, der etwas erbaut hat. Ob es nun die Ausübung eines Handwerkes war, oder Feldwirtschaft, die Tätigkeiten waren manuell, physisch, und häufig in Kontakt mit den Kräften der Natur, denn die Schutzmöglichkeiten durch "künstliche Käfige" wie Häuser, Autos, Bahnen, Flugzeuge waren so wie heute nicht vorhanden. Flüsse waren nicht regulierbar, Berge mit Liften nicht für jeden eroberbar, Lufträume durch Fliegen durchquerbar.

 

Der Jahreslauf war Orientierung, das Wetter, das die Ernte bestimmte, die natürlichen Gegebenheiten waren der Maßstab des Daseins, in dem sich die Menschen zurechtfinden mussten. Natur und Mensch waren viel mehr miteinander verschmolzen. Die Fortbewegung erfolgte zu Fuß, oder zu Pferd, und damit waren Ortswechsel nur langsam vollziehbar. Die Homologie des Kleinen im Großen und umgekehrt als Lebensgesetz zu verstehen, war Grundlage der Orakel- und Ritualkultur.

 

In indigenen Völkern war das Verschwinden einer Schmetterlingsart Anlass, darüber nachzudenken, welche Kreisläufe in der Natur gestört sind, denn sie wußten, dass das Ausbleiben einer Art von dem Verschwinden einer ganzen Kette von Lebewesen zeugt. Sie hörten auf die Botschaften des Windes, der Wässer, der Steine, der Pflanzen, denn in ihren Augen sind sie beseelte Wesen. Genaues Beobachten und die Deutung von Naturerscheinungen gehörten zum Alltag, waren Lebens- oder gar überlebensnotwendig, Rituale, um die "Götter gewogen" zu stimmen, waren Teil des täglichen Lebens.

 

Alles fühlt, alles kommuniziert, ständig, unablässig - in dieser Wahrnehmungsweise erhielten die Menschen ihre Erkenntnisse, daraus resultierte Erfahrungswissen. Erkenntnisse, die "gegeben" wurden, und nicht er-studiert, er-worben, mit Diplom und einer Note versehen. Lebendiges Wissen, lebendige Einsichten, die vom Leben selbst zeugen.